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15.1.2025

Fulminante Uraufführung am Schauspiel Basel: DIE KRUME BROT. Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss selbst hat seinen neuen Roman fürs Theater adaptiert und um einige Figuren erweitert, so dass ein gesamteuropäisches Gesellschaftsbild der 1970er Jahre bis heute entsteht. Antú Romero Nunes inszenierte die Geschichte über den Teufelskreis der Armut mit großer Besetzung.

Bärfuss stelle im Stück die Frage danach, ob Herkunft und materielle Ausstattung das Maß an persönlicher Freiheit und Entwicklungschancen bestimmen, erklärt René Zipperlen in der Badischen Zeitung (16.12.2024). Diese Frage sei "hochaktuell: Zerschellt nicht gerade das meritokratische Versprechen des Sozialliberalismus an der Realität? Du bist, was du erbst - darin steckt gewaltiger Sprengstoff."

"Bärfuss deckt schonungslos auf, wie es im Schlaraffenland zur Bedrohung der eigenen Existenz kommt", so Johannes Fröhlich im Südkurier. "DIE KRUME BROT ist mehr als ein Theaterstück. Es ist eine herausragende Parabel über menschliche Unzulänglichkeiten, über Träume, Sehnsüchte und das tragische Scheitern menschlicher Existenzen." (Südkurier Konstanz 16.12.2024)
 
Auch der Rezensent der Luzerner Zeitung, Florian Oegerli, zeigt sich begeistert von dem Abend: "[E]in packender Ritt durchs 20. Jahrhundert, der von Schulklassen bis zu Abokartenbesitzerinnen alle überzeugen dürfte." (16.12.2024)


Foto: Ingo Hoehn

"Das Stück ist eine Zumutung – im besten SinnArmut auf der Theaterbühne überzeugend darzustellen, ist kein einfaches Unterfangen. Nicht viele haben es in letzter Zeit gewagt, wenigen ist es wirklich gelungen. Lukas Bärfuss, eine der wichtigsten Stimmen der Schweizer Gegenwartsliteratur, macht es nun vor." Dies ist das Fazit von Lukas Nussbaumer in der Basler Zeitung (14.12.2024). Trotz der vielen Figuren und der dichten Handlung "gibt es keine Tiefs, Langeweile kommt nicht auf. Zu fesselnd und glaubwürdig ist der Kampf Adelinas gegen die Armut." Dass das gelingt, "ohne dabei ins Voyeuristische zu verfallen", beeindruckt Nussbaumer ebenso wie das "Husarenstück", "diese dichte Handlung [...] vom Roman ins Theater zu übertragen": "Die Konsequenz ist, dass DIE KRUME BROT in Höchstgeschwindigkeit voranschreitet."

Andreas Klaeui in SRF Kultur beschreibt die Uraufführung folgendermaßen: "Lukas Bärfuss erzählt das schweiz-italienische Epos mit klarer zeitgeschichtlicher Einordnung und in einem raffinierten Wechselspiel von Figurensicht und Erzählerkommentar." Dabei entwickele er in der Zusammenarbeit mit Regie und Ensemble auch eine eindeutig dramatische Perspektive: "Es gibt nicht, wie so oft, wenn Romane auf die Bühne kommen, ausführlich beschreibende Passagen, sondern die Anschauung einer Folge packender Situationen" (Kultur kompakt SRF2 Kultur, 17.12.2024)


Foto: Ingo Hoehn

In DIE KRUME BROT erzähle die Basler Compagnie eine "Schweizer Geschichte (...), wie man sie sonst selten sieht: Es geht um Einwanderung und Armut statt Alpenidylle und Finanzparadies", so Jakob Hayner für die Welt (27.12.2024). "So fantasievoll die Kunstmittel sind, so eindringlich ist auch, was damit gezeigt wird: ein schwer zu durchbrechender Zirkel verschiedenster Unfreiheiten und Abhängigkeiten" Antú Romero Nunes' "rasantes Erzähltheater" zeige: "Man kann's sich vorstellen. Und das begeisterte Publikum stimmt zu."

"Ausser Spass bringt der Abend die Erkenntnis, dass auch die Schweiz ihr Tabu hat: die Armut.", erklärt auch Felix Schneider (Bajour, 14.12.2024) Bärfuss arbeite mit theatralen Mitteln und finde "für die historischen Leichen im Keller des Schweizer Bewusstseins starke Bilder." Bärfuss habe "ein enorm bewegliches Szenario geschaffen", aus dem das Basler Theater "einen auf weite Strecken grossartigen Abend" gestalte.