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PARZIVAL von Lukas Bärfuss: Neuinszenierungen
"Eine Welt des Übergangs. Jede Gewissheit ist verloren. Regeln werden nur behauptet. Werte vorgetäuscht, Ehre, Respekt, Aufrichtigkeit – alles leere Worte. Willkür herrscht, und nackte Gewalt ist ihr Instrument. Darin ein verwahrloster Junge, töricht, zornig, stark, schön." So beschreibt der Schweizer Dramatiker Lukas Bärfuss Welt und Protagonisten seiner 2010 mit Sandra Hüller in der Titelrolle uraufgeführten Neufassung des mittelalterlichen Versromans.
Mit diesem modernen PARZIVAL schlägt Bärfuss mühelos den Bogen vom Mittelalter zu unserer Gegenwart und präsentiert uns Parzivals Entwicklungsprozess im Kontext einer Krisenzeit, in der nicht nur die Werte, sondern auch die Worte ihre bindende Kraft verloren haben. Mehrere Neuinszenierungen zeugen von der Aktualität seiner Bearbeitung. Den Anfang macht die Inszenierung in Pforzheim von Jasper Brandis, die am 18.01.2025 eine umjubelte Premiere hatte. Einen Trailer zur Inszenierung sehen Sie hier.
Foto: Matthias Sigmund
"Lukas Bärfuss‘ „Parzival“ am Theater Pforzheim hebt mit gegenwärtiger Sprache die Empathielosigkeit des Protagonisten hervor", so Manfred Jahnke in Die deutsche Bühne. "Da hat einer nur ein Ziel, er will als Ritter in seiner Rüstung glänzen." Das Stück zeige "eine spannende Geschichte einer Bildung von einem ganz seiner 'Natur' überlassenen jungen Menschen, der am Ende von seinen Misserfolgen erlöst zum Gralskönig – dem Inbegriff humaner Werte – wird. Keiner weiß, warum, weil in Übergangszeiten alle Möglichkeiten offen stehen." (Deutsche Bühne online, 19.01.2025)
Die Pforzheimer Zeitung resümiert: "Ein großer archaischer Stoff, den Bärfuss dank seiner originellen Bearbeitung für uns Heutige, für das Hier und Jetzt öffnet." Die Aufführung könne "zum intensiven Nachdenken über Krieg und Gewalt, über Gott und Mitmenschlichkeit anregen und eine 'Werte'-Diskussion auslösen." (Eckehard Uhlig, Pforzheimer Zeitung, 20.01.2025)
Weitere Neuinszenierungen folgen im Mai 2025 am Theater Regensburg (Inszenierung: Yvonne Kespohl) und am Dramaten in Stockholm im Herbst 2026.