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27.5.2025

Lukas Bärfuss' neues Stück SEX MIT TED CRUZ! hatte am 18.05. am Schauspielhaus Zürich Premiere (Auftragswerk). Ein Abgesang des konservativen amerikanischen Mannes, den Ronald Reagan einst zur Welt brachte. Der Abschied ist laut, traurig, wütend, austeilend, er ist eine Warnung vor dem, was folgen wird. Regie führte Wojtek Klemm, es spielte Michael Neuenschwander. 

Der Text blickt auf Cruz 2015/16: Ted Cruz ist seit drei Jahren Senator für Texas und einer der großen Favoriten im republikanischen Vorwahlkampf fürs Präsidentenamt. Doch dann kommt alles anders, denn ein gewisser Donald Trump schickt sich an, die Republikanische Partei im Sturm zu erobern. Doch Cruz kämpft für seine Ideale, die er durch den politischen Newcomer bedroht sieht - für ihn stehen nicht nur die Republikanische Partei, sondern die ganzen USA am Scheideweg echter konservativer Werte. In einer fulminanten Volte stellt er sich schließlich doch an Trumps Seite. 

Ein Interview mit Bärfuss über die Genese des Stücks, über tragische Helden in einer postheroischen Welt und die Wichtigkeit demokratischer Umgebungen für die eigene Standfestigkeit können Sie bei Deutschlandfunk Kultur nachhören. Über die Notwendigkeit von Erzählungen, die mit populistischen Narrativen konkurrieren können, geht es im Trailer zum Stück

Szenenbild TED CRUZ

Lukas Bärfuss mache es sich nicht leicht, so Andreas Klaeui auf nachtkritik in seinem Artikel mit dem schönen Titel „Kreuzritter auf Gasoline“. Bärfuss wolle mehr von seinem Protagonisten, als ihn nur als konservatives Abziehbild auszustellen: [Bärfuss] billigt ihm empfundene Werte zu, eine Aufrichtigkeit, die ihn zugleich von seinen Gegnern abhebt und von einer Regierungsführung, die einzig vom augenblicklichen Effekt und von privater Opportunität geleitet ist.“ Wie das Stück die Wendung von Cruz darstelle, sei „eine Erzählung von mythischer, nahezu biblischer Qualität“. Dabei schürfe Bärfuss, so Klaeui weiter, „tief in den Verwerfungen dieses autoritären, religiösen toxischen Chauvinismus, der von seiner eigenen notwendigen Großartigkeit geradezu besessen ist. Eine Besessenheit, die leicht in die Unterwerfung vor dem König umschlägt.“ 

Szenenbild TED CRUZ

Fotos: Toni Suter

Für Ueli Bernays (NZZ) wird der persönliche Tiefpunkt von Ted Cruz’ Karriere „zu einem szenischen Höhepunkt des Stücks. Denn das Leid von Ted Cruz erscheint hier gleichzeitig als Freude von Donald Trump. Zerknirscht muss Ted Cruz mit ansehen, wie sich ausgerechnet der «Clown» als Strahlemann Amerikas durchsetzt – weniger mit konservativ-christlichen Werten als mit einer populistischen Revolution.“

Das Ende des Stücks sei, so Bernays, „eine kluge Pointe“, denn Cruz mache „zuletzt ausgerechnet seine christliche Bescheidenheit geltend, wenn er sich dann doch noch dem Trump-Lager anschliesst: Es gehe in der Politik eben nicht um seine Person, es gehe um das Wohl des Landes.“