Neuheiten Bühne
DER CHINESE
| Stück Bes. variabel - Wechseldek. UA: 15.11.2012, Staatstheater Darmstadt / UA der Neufassung: 13.2.2022, Komödie am Kurfürstendamm im Schillertheater |
Inhalt
Horrorszenario Dunkel-Deutschland – einige Jahre in der Zukunft: Eine befriedete Gesellschaft, die Menschen sind glücklich. Dafür mussten harte Einschnitte her: Die Europäische Union ist Vergangenheit. Die Grenzen mussten dicht gemacht werden. Eine neue Mauer wurde gebaut. Und alle, die nicht willens waren, sich zu integrieren, wurden des Landes verwiesen. Strenge Gesetze für eine altruistische Lebensweise und eine Politik ganz im Zeichen der Familie sorgen für Ordnung und Wohlbefinden...
China dagegen ist am Ende: das Volk unzufrieden, die Machthaber ratlos. Ausgewählte Repräsentanten werden nach Deutschland entsandt. Sie sollen für unbestimmte Zeit bei deutschen Familien wohnen und Bericht erstatten: Wie machen die Deutschen das bloß, dass sie so nachhaltig leben, so gesund und glücklich sind? Über diese deutsch-chinesische Vereinbarung kommt auch der Chinese Herr Ting in das Haus des Erfinders Alexander und dessen Frau Gwendolyn. Die Muster-Familie, vor allem die Kinder Maria-Lara und Niclas, ist in heller Aufregung. Bei regionalen Trinkfrüchten und nachhaltiger Öko-Ernährung versucht Ting, die Geheimnisse des deutschen Wunderlandes zu entschlüsseln und stößt dabei zunehmend auf kleinere und größere Abgründe. Doch Ting, in der Rolle des Kulturbotschafters seines Landes, wahrt die Fassung und verteilt Geschenke. Die batteriebetriebenen chinesischen Mitbringsel aus Vollplastik versetzen die Kinder zwar in Entzücken, bringen aber das Familienidyll und damit auch den Staatsfrieden ins Wanken. Als der mit Smartphone und Wachmachern in Pillenform ausgestattete Ting sich auch noch für Alexanders Erfindungen interessiert und der staatliche Sicherheitsexperte Kuschke mit seinem Azubi Schischke auftaucht, um nach dem Rechten zu sehen, gerät alles aus den Fugen. Die Grundfesten der deutschen Ordnung sind in Gefahr!
Mit DER CHINESE nähert sich Benjamin Lauterbach einem dystopischen Deutschland-Szenario mit den Mitteln der Groteske, bei der einem das Lachen im Halse stecken bleibt – unter den Eindrücken der aktuellen Entwicklungen in Deutschland ist dieses 2012 erstmals aufgeführte und 2021 in einer neuen Fassung für die Berliner Produktion aktualisierte Stück geradezu visionär, stellt es doch unter anderem die Frage, was passieren würde, wenn sich die radikalen Positionen von Querdenkern, AfD und Co. mit dem nachhaltigen Denken von Ökobewegung, aber auch mit dem tief verwurzelten bürgerlichen Konservatismus immer stärker verbinden würden.
Die Besetzung des Stückes soll – ganz im Sinne einer Groteske – nicht naturalistisch sein. Die Kinder aber auch der Besucher aus China können von beliebigen Ensemblemitgliedern gespielt werden.
Bitte loggen Sie sich hier ein um die Datei herunterzuladen