Inhalt

Die Fährfrauen*, Hüterinnen der Flüsse und Navigatorinnen der Welt, haben ihre einstige Bedeutung verloren. Früher einmal wurden sie aufgesucht, um durch Chaos und Veränderung zu begleiten. Heute sehen die Menschen in ihnen nur noch Dienstleisterinnen für eine schnelle Überfahrt. Die letzte Fährfrau* versucht deshalb etwas Neues und gründet das "Happy Dying Retreat" – einen Ort, an dem Menschen das Sterben üben können. Bloß hat zu sterben niemand mehr vor: Longevity ist das Ziel. Um das Retreat zu promoten, engagiert die Fährfrau* die Filmerin Persephone für einen Werbespot. Doch der Dreh kommt erst gar nicht in Gang, und zwar nicht allein deshalb, weil der abgehalfterte Schauspieler mit Vergangenheitsneurose seinen Text nicht kann. Allzu schnell zieht die Fährfrau* Persephone in ihr Ritual hinein – und die muss erkennen, dass ihr der Weg zurück versperrt ist. Während anderswo zwei Untote in ihrem Podcast über kollektivistische Zombie-Ameisen plaudern, muss Persephone sich entscheiden: Geht sie weiter, oder bleibt sie in der Schwebe?

Sarah Calörtschers neues Theaterstück umkreist mit absurdem Witz und feinem sprachlichen Gespür eine große Ambivalenz unserer Zeit: Gerade da, wo Wandel zum höchsten Prinzip erhoben wird, herrscht die tiefste Angst vor Übergangszuständen. Und so ist Die Rückkehr der Fährfrauen* sowohl eine Feier des Zauderns und des langsamen Übergangs als auch ein Plädoyer für den Mut, den nächsten Schritt zu gehen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

Autor

Sarah Calörtscher

Sarah Calörtscher (*1991 in Graubünden) sitzt am liebsten vor Tastaturen: An Synthesizern textet sie Sound, am Computer komponiert sie Wortgebilde. Nach einem Bachelor in Musik und Bewegung studiert sie Dramaturgie an ...