Inhalt
"Es ist wie bei jeder tragischen Liebesgeschichte. Wir brauchen die Pflanzen, aber sie brauchen uns nicht."
Auf A.s Balkon ist über Nacht ein Baum gewachsen. Kein kleines Pflänzchen, ein richtiger Baum. Nervige Sache, denn A. hat eigentlich anderes zu tun. Leider ist die städtische Gärtnerei für Balkone nicht zuständig und das Forstamt hat keine Zeit. Nach und nach bemerkt man: Überall in der Stadt, nein, in ganz Mitteleuropa tauchen plötzlich ausgewachsene Bäume auf, mitten in urbanen Zentren: Nun bahnen sich Baumwurzeln, unterirdische Myzel-Verbindungen und Kleinstlebewesen einen Weg durch den Unterbau der Stadt; dagegen haben Glasfaser und Co. nicht den Hauch einer Chance. Nationaldenkmäler wie der Eiffelturm sind bald überwuchert - die Rückeroberung Europas durch den Wald beginnt. Die Menschen müssen weichen, und so bleibt nur radikale Anpassung an die Natur oder die Flucht in den globalen Süden, wo es für die Bäume zu heiß ist, denn: "Für eine einzige Spezies braucht ihr viel zu viel Platz."
Leschs Gespür für absurde Situationen, in denen Bambi, Cäsar und der römische Chronist Plinius selbstverständlich nebeneinander auftreten, sorgt dafür, dass das Stück mit feinem Humor ganz aktuelle Fragen wie Klimakatastrophe, Flucht oder Wohnen in der Stadt behandelt. Sprachlich webt die Autorin mühelos sehr poetische Passagen, in denen sie den Wald selbst als Bäume, Pilze, Käfer sprechen lässt, in das Geschehen.
Simone Kaempf schrieb in ihrem Stückporträt für den Heidelberger Stückemarkt über WALD: "Miriam Lesch hat […] passgenaue Dialoge und sprachschöne Mini-Monologe entworfen, die bei aller wilder Phantasie dafür gemacht sind, von Schauspieler:innen zum Leben erweckt zu werden."
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Autor
Miriam V. Lesch, geboren 1991 in Graz, war von 2012 bis 2015 Regieassistentin am Schauspielhaus Graz und an der Schaubühne Berlin. Seit 2013 veröffentlicht sie regelmäßig Kurzprosa und Lyrik in diversen ...