Inhalt
Die drei Weisen aus dem Morgenland gehören zu den
schillerndsten und geheimnisumwobenen Gestalten im
Neuen Testament. Ihr glamouröses Eintreffen in Bethlehem
an einem unköniglichen Ort, dem Stall, ihr Kniefall vor
einem Neugeborenen, vor allem aber die im Evangelium
offen gebliebenen Leerstellen im Hinblick auf den Hinter-
grund und den weiteren Verlauf ihrer Reise bestimmen sie
zu Protagonisten einer rätselhaften und wunderbaren Welt.
Auch die friedliche Ausstrahlung und die ihnen eigene,
zurückhaltende Art machen sie zu Figuren, die nicht nur
für Christen das Interesse auf sich ziehen.
Michel Tournier geht in seinem Roman der Frage nach,
welche Motive die Könige dazu gebracht haben, sich auf die
Reise zu begeben. Denn sie alle kommen aus fernen
Ländern und haben erhebliche Mühen auf sich genommen,
um dem Stern zu folgen.
Das Hörspiel schildert das Anliegen eines jeden Königs, den
Augenblick der Entscheidung, den Aufbruch, die Reise, die
Konsequenzen und Erkenntnisse, die aus ihr hervorgehen.
Da die Könige von unterschiedlicher Herkunft sind, verweist
ihr Anliegen jeweils auf die spezifische Kultur und Geschichte
ihres Landes. Doch gilt dies nicht nur für den Konfliktstoff,
sondern auch für die spezifische Form des Reisens,
angefangen bei den Fortbewegungsmitteln.
So reist Kaspar mit 50 Kamelen, Balthasar mit einer
Unmenge von Pferden, die einem uralten Stamm angehören
und als die geflügelten Pferde den Stoff der Pegasus-
Legende bedingten. Melchior dagegen muss sich aufgrund
seiner Mittellosigkeit auf seinen eigenen Beinen fortbewegen.
Eine ganz besondere Position nimmt der überall zu spät
kommende vierte König ein, Prinz Taor, der mit Schiffen
reist, die den Namen von Elefanten tragen, mit denen er
und seine Leute sich hauptsächlich fortbewegen. Taor bleibt
ein ewig Suchender, ein ewig zu spät Kommender, ein
modernder Held, der am wenigsten beschreiben könnte,
worin der innere Grund seiner Wanderschaft besteht.
Neben den vier Königen nimmt ein weiterer berühmter Fürst
eine prominente Stelle ein, König Herodes, der für die Flucht
des Melchior vor seinen Mördern verantwortlich ist. In einem
eindringlichen Monolog offenbart Herodes ein abgrundtiefes
und paradoxes Herrscherprofil.
Autor
Geboren 1970 in Brixen, Italien.
Freie Autorin von Theaterstücken, Hörspielen und Erzählungen
Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft, Philosophie, Theaterwissenschaft und Romanistik ...