Inhalt
Eine junge Frau ist verliebt. Fieberhaft überlässt sie sich
diesem Abenteuer und kennt bald nur mehr den einen
Gedanken: die Frau wiederzusehen, die sie in einem
Szenenlokal mit einem ersten Kuss verzaubert hat.
Sie sieht das Glück auf ihrer Seite, und die Gewissheit
ebenso, den geliebten Menschen und überhaupt die ganze
Welt mit ihrer Liebe zu beglücken.
Und: wer liebt, hat niemals Unrecht.
Für die andere Frau ist das nichts Neues mehr. Nicht zum
ersten Mal legen ihr Verliebte die Welt zu Füßen und
betrachten sich selbst als Geschenk. Im glühenden
Optimismus der Kleinen erkennt sie nur das lächerliche
Unvermögen, die Spielregen zu beherrschen, den der
Umgang mit Erotik verlangt.
Dieses Unwissen lässt sie die Kleine spüren, wo sie nur
kann, sie quält sie, peinigt sie und gestattet ihr keinen Trost.
Doch so leicht ist die Kleine nicht abzubringen von ihrer
Liebe. Schließlich kann sie immer noch alleine weiterlieben.
Zwei Machtzentren prallen aufeinander: die Kraft der
Liebenden trifft auf die Macht derjenigen, die ihre Liebe
unerwidert auflaufen lässt.
Und auch die Ohnmacht zeigt sich auf beiden Seiten. Auf der Seite der Liebenden und auf der Seite derjenigen, die einmal mehr ernüchtert feststellen muss:
"Allein muss ich schweigen zu dem Satz, den sie noch sagen kann: ‚Ich liebe dich."
Die Liebenden sprechen in verschiedenen Sprachräumen
übereinander - selten miteinander. Die eine spricht
monologisch und erinnernd über eine Geschichte, die schon
vergangen ist. Für die Verliebte dagegen ist alles noch nah
und nichts vergangen. Hoffnungen stellen sich immer wieder
neu ein, während sie auf Anrufbeantwortern spricht oder ihre
Stimme im Kosmos, zwischen Mond und Sternen, verhallt.
Autor
Geboren 1970 in Brixen, Italien.
Freie Autorin von Theaterstücken, Hörspielen und Erzählungen
Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft, Philosophie, Theaterwissenschaft und Romanistik ...