Vita
Rabih Mroué wurde 1967 in Beirut geboren. Er ist Schauspieler, Performer, Künstler, Regisseur und Autor sowie Contributing Editor bei THE DRAMA REVIEW, einer der wichtigsten Zeitschriften für Theater und performative Künste. Er ist einer der Gründer des Board of Beirut Art Center Association (BAC) und dort im Vorstand tätig.
Förderpreis für Performing Arts 2010 der Foundation of Contemporary Art in New York; Spalding Gray Award 2010.
Rabih Mroué entstammt einer neuen Generation von Künstlern aus dem Libanon, die sich sowohl dort als auch international für ihre Arbeiten einen Namen gemacht haben und sich durch ihre genauen Beobachtungen und formale Innovationen auszeichnen. Seit 1990 entwickelt er eigene Stücke, Performances und Videos. Indem er stetig nach neuen und zeitgemäßen Verbindungen zwischen allen verschiedenen Elementen und Sprachen der theatralen Kunstformen sucht, stellt Mroué die Definitionen von Theater und die Beziehung zwischen Raum und Form der Performance sowie zwischen Darsteller und Publikum konstant in Frage.
Seine Theaterstücke und Performances sind immer wieder an europäischen Festivals zu sehen, während er in seiner Heimat immer wieder mit der Zensur zu kämpfen hat.
Auszug aus Christopher Schmidts Text "Grenzgänger zwischen den Künsten und Sparten" über Lina Saneh und Rabih Mroué in der Zeitschrift "Sprache im technischen Zeitalter“, Dez. 2011:
"Lina Saneh und Rabih Mroue haben sich gleichermaßen mit Stücken und Performances, Video-Installationen und filmischen Arbeiten hervorgetan. Mittlerweile ist Rabih Mroué der wohl bekannteste libanesische Künstler seiner Generation. Aufgewachsen in den Jahren des Bürgerkrieges im Libanon, studierten sie gemeinsam Theaterwissenschaften an der Universität von Beirut.
Beide sind Autoren, Regisseure und Schauspieler in Personalunion. Sie haben jedoch das traditionelle Sprechtheater hinter sich gelassen, jeder ihrer Bühnenabende, die in Europa bislang vor allem im Rahmen von Festivals, oder an den Münchner Kammerspielen, zu sehen waren, ist immer auch eine Meditation über die Grenzen der Darstellbarkeit und der Versuch, diese Grenzen mit spielerischen Mitteln zu erkunden und durchlässiger zu machen. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Rolle der Kunst und des Künstlers in der Gesellschaft. Es geht bei ihrer Entgrenzung des Theaterbegriffs nicht um ein ebenso selbstverliebtes wie selbstreferentielles Kokettieren im Namen einer zeitgemäßen Postdramatik. Ihre Reflexion auf die formalen Mittel, ihre Skepsis gegenüber allem Illusionismus auf der Bühne, ist vielmehr eminent politisch. Mit ihrem Eintreten für Frieden, Freiheit und Toleranz sind diese engagierten Künstler einer traumatisierten Generation unbequem, weil sie sich von keinem Lager vereinnahmen lassen. Es gehe nicht darum, politische Filme zu machen, sondern den Film politisch zu machen, hat der Regisseur Jean-Luc Godard einmal gesagt. Man könnte diesen Satz für Lina Saneh und Rabih Mroue abwandeln, um ihr Werk zu charakterisieren.
Wenn Saneh und Mroué als Schauspieler unter ihrem eigenen Namen auf der Bühne stehen oder wenn sie eine fiktionale Ebene etablieren, um sie bereits im nächsten Moment zu unterlaufen, sind das Beispiele für einen partizipativen Kunstbegriff, der den denkenden Schauspieler ebenso einbezieht wie den denkenden Zuschauer. In dieser Hinsicht steht ihre Theaterarbeit für ein Autorenverständnis, wie es im deutschen Theater auch Elfriede Jelinek oder René Pollesch vertreten. Es ist das seltene Glück von inhaltlicher Relevanz und einer ebenso souveränen wie innovativen formalen Durchdringung, das Sanehs und Mroues Stücken Überzeugungskraft und Dringlichkeit verleiht und der Gegenwartsdramatik neue Impulse geben könnte. Die autonome Kraft der Stücktexte hat sich bereits in Inszenierungen anderer Regisseure erwiesen (...) Die Welt blickt ebenso angst- wie hoffnungsvoll auf die Revolutionen in den arabischen Ländern. Ob die Demokratisierung sich durchsetzen kann, ist ungewiss. Wann, wenn nicht jetzt, da wir einen freieren Blick in den Nahen Osten wagen, ist die Zeit, die Stücke von Lina Saneh und Rabih Mroué zu spielen?"
PROJEKTE (Auswahl)
2011 THE PEOPLE ARE DEMANDING / DAS VOLK FORDERT
Einzelausstellung Rivington Place / Württembergischer Kunstverein Stuttgart
(hier ein Video, in dem Rabih Mroué dieses Projekt vorstellt)
2010 I, THE UNDERSIGNED
Einzelausstellung, BAC Utrecht
2009 PHOTO-ROMANCE
Theaterperformance, geschrieben und inszeniert in Zusammenarbeit mit Lina Saneh, Koproduktion mit dem Festival d'Avignon, AGORA Scène nationale d'Evry, Festival/Tokyo, Hebbel-Theater Berlin Gesellschaft, Theater Parc de la Villette, Associazione Festival delle Colline Torinesi, Association libanaise pour les Arts Plastiques, Ashkal Alwan
2009 THE INHABITANTS OF IMAGES
Lecture Performance, Koproduktion mit Bidoun Magazine, Tanzquartier Wien, Ashkal Alwan in Beirut
2008 NOISELESS
kurzer Animationsfilm. Produktion: CINE-POEM
2008 THEATER WITH DIRTY FEET
Lecture Performance für das Hebbel am Ufer in Berlin
2007 I, THE UNDERSIGNED
Video-Installation. Produktion: Gallery Sfeir-Semler (Beirut/Hamburg)
2007 YESTERDAY'S MAN
Performance in Zusammenarbeit mit Tony Chakar und Tiago Rodrigues, produziert von: Alkantara (Lisbon), Ashkal Alwan (Beirut) und Mundo perftio (Lisbon)
2007 HOW NANCY WISHED THAT EVERYTHING WAS AN APRIL FOOL'S JOKE
geschrieben in Zusammenarbeit mit Fadi Toufic - Tokyo International Arts Festival; The Lebanese association for Plastic Arts (Ashkal Alwan) / Beirut; La Ferme du Buisson-Scène nationale de Marne La Vallée ; Festival d'Automne à Paris
2006 MAKE ME STOP SMOKING
Ashkal Alwan, Beirut
2006 LOOK AT THE LIGHT MOVING BETWEEN THE BUILDINGS
Siemens Arts Program
2006 LEAP INTO THE VOID
Installation, Gallery Sfeir- Semler Beirut
2004 LIFE IS SHORT BUT THE DAY IS TOO LONG Les Subsistances Lyon
2004 WHO'S AFRAID OF REPRESENTATION
Hebbel am Ufer, Berlin
2003 LOOKING FOR A MISSING EMPLOYEE
Ashkal Alwan - Beirut
2003 BIR-ROOH BID-DAM
Kurzfilm
2003 LIMP BODIES
Tanzquartier Wien, Denkmalprojekt
2001 FACE A / FACE B
Kurzfilm
2000 RED DEAD ZONE
mit Feyrouz Serhal, Ashkal Alwan production
2000 THREE POSTER
mit Elias Khoury, Festival Ayloul production
1998 COME IN SIR WE ARE WAITING FOR YOU OUTSIDE
mit Tony Chakar
1997 EXTENSION 19
Festival Ayloul production
1995 LA PRISON DE SABLE
Theatre de Beyrouth
1993 THE LIFT
Carthage International Theater Festival
1990 L'ABAT-JOUR
Beirut