Inhalt
Mattis alleinerziehende Mutter Sophie ist Krankenschwester. Das kommt ihm und seinem Freund Moritz sehr zugute bei der Beschaffung von Medikamenten, die sie dann weiterverkaufen. Eine ihrer Abnehmerinnen ist Marla, für die Valium zum steten Begleiter durch ein abgründiges (Sexual-) Leben geworden ist. Ihr einziger Bezugspunkt ist Katharina, die Freundin ihres Vaters. Auch sie ist eine Alleingelassene, die mit bewundernswerter Stärke die Eskapaden des Vaters erträgt, der sich mehr um die armen Kinder in Afrika (und vielleicht nebenbei auch um Marlas afrikanische Mutter) kümmert als um seine Tochter und sie. Als Marla, Matti und Moritz aufeinandertreffen, beginnt ein äußerlich mit harten Bandagen geführter und doch psychologisch sehr feinsinniger Tanz um gegenseitige Anerkennung und Zuneigung. Moritz wirft sich ganz unverschämt an Marla ran und blitzt jäh ab. Marla hingegen ist fasziniert von Mattis Zartheit. Der aber ist den Avancen ganz offensichtlich nicht gewachsen, was ihn in den Verdacht bringt, schwul zu sein – ein Eindruck, den er wiederum mit roher Gewalt wegzuwischen sucht. Und dennoch entwächst am Ende dieser schroffen Choreographie so etwas wie Hoffnung. Auf ganz außergewöhnliche Weise geht Juliane Kann extrem nah an ihre jugendlichen Figuren heran. Es gibt keinerlei Schutzmauer, die diese Siebzehnjährigen von einer etwa besserwissenden Autorin trennt, kein pädagogisches Meta wird bemüht, das uns praktisch anwendbares Wissen liefert über die kritisch beäugte Spezies. Schlicht und ergreifend serviert uns Juliane Kann diese Figuren, und jeder kann sich selber darauf seinen Reim machen. Dabei gewinnt die Autorin der rauhen Sprache beinahe etwas Lyrisches ab, ohne sie je zu bewerten oder sich von ihr zu distanzieren. Ein ganz besonderer Text und eine sehr entdeckenswerte junge Autorin.
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Autor
07.10.1982 in Mecklenburg geboren
Studium an der Universität der Künste: szenisches Schreiben
Publikumspreis des Hans Otto Theaters für den Monolog ...