Inhalt
»Wo alles anders wird, privat und politisch«, sagt Herr Spaten, »ist der Tod eine billige Alternative zum Leben«. Särge, Kränze, Totenhemden – seit Tagen dreht sich bei Kamilla alles um die Beerdigung des verstorbenen Vaters. Mit Rat und Tat zur Seite steht ihr dabei Bestattungsunternehmer Werner Spaten. Man kommt sich wohl auch näher. Die Ankunft von Bruder Ludwig, Student, und Schwester Sybille, Künstlerin oder sowas, läßt erahnen, daß Vati nicht nur im monetären Bereich offene Rechnungen hinterlassen hat. Die Aussichten, daß bei Ludwigs Studiererei hinterher was rauskommt, sind bescheiden. Doch Geld wird er brauchen, der Junge, hat er doch als einziger das Erbe angetreten. Hinterlassen hat der Herr Papa aber nur Schulden. Da fällt die Entscheidung für den Sarg nicht schwer – Birke Furnier und keine Sargmatratze – , denn Trauer kann sich zumindest Ludwig jetzt nicht mehr leisten. Neben den drei Geschwistern erwartet man Mutter Elfriede und Otto, den Bruder des Verstorbenen. Der ist ein trauriges Aquarium und hat einen Fisch im Bauch, der nur in Alkohol ruhig schwimmt. Daß Papa zu Lebzeiten Panzer gebaut hat, hat dem Onkel Otto reihenweise Stasispitzel auf seiner Ostcouch beschert. Als Mutter dann endlich eintrifft, sind die Verwüstungen weit fortgeschritten. Die Musikbox spielt Karat und Pudhys, die Wodkaflaschen sind leer. Die Zeit der Sentimentalitäten ist vorbei. Die Zeche zahlen die Kinder. Denn, daran besteht kein Zweifel, Mutter hat schon gezahlt.
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Autor
Björn Bicker, geboren 1972 in Koblenz, ist Autor und Dramaturg. Er studierte Literaturwissenschaft, Philosophie und Allgemeinen Rhetorik in Tübingen und Wien. ...