Inhalt
Es gibt jene, die glauben, am dreißigsten Geburtstag verändere sich etwas. Unwiderruflich. Und es gibt andere, die sind überzeugt, dass diese Zahlenmystik der reinste Unfug sei. Marie feiert ihren Dreißigsten, und für sie ist die Veränderung keine Glaubensfrage. Denn es passiert nicht weniger, als dass sich innerhalb kürzester Zeit ihr mühsam glückliches Leben zur sozialen Steinwüste verwandelt. Die Trennnung von Tom war richtig, das finden beide. Nur kommt Tom damit nicht wirklich klar. Er ruft aus dem Schwimmbad an und spricht Marie Seltsamkeiten über kleine Mädchen auf den Anrufbeantworter. Maries beste Freundin Sara, eine Schriftstellerin, ist mit ihrem Verleger Fritz zusammen, aber mit der Beziehung geht es, ebenso wie mit Saras Schaffenskraft, schon seit langem nur noch bergab, während Fritz so weit ist, die kriegsgetränkten Ergüsse einer anonymen Chat-Bekanntschaft für seine literarische Zukunft zu halten. Natürlich schläft er mit Marie. Unerwartet taucht Maries Mutter Elfriede auf, um, wie Mütter das gerne tun, vor dem großen Fest noch schnell das Leben der Tochter in Ordnung zu bringen. Im Schlepptau hat sie Benjamin, den der Krieg vom Balkan direkt in ihre verständnisvollen Arme getrieben hat und der vor allem durch angenehmes Schweigen und unangenehmes Orgelspiel auffällt. Erdbebenhaft rüttelt das denkwürdige Jubiläum nun die Leben aller Beteiligten durch, fällt die unter Mühen errichteten und erhaltenen Fassaden, und übrig bleiben nackte Tatsachen, die man Wahrheiten nennen könnte. MARIES FEST erzählt von den kreativen Kindern der 68er Generation, von denen um die 30 und ihrer utopiefreien Welt. Wie ordnet man ein Leben, das keine ernst zu nehmenden Orientierungen bietet, nur wohlhabende Langeweile und die Hoffnung, dass es beim nächsten Mal schon besser werde?
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Autor
Björn Bicker, geboren 1972 in Koblenz, ist Autor und Dramaturg. Er studierte Literaturwissenschaft, Philosophie und Allgemeinen Rhetorik in Tübingen und Wien. ...