Inhalt
Merkwürdige Menschen sind es, die in einer Turnhalle kampieren. Peinliche Europäer, die Integrationskurse für die vage wahrgenommenen Menschen, die über die Grenzen kommen, üben? Oder geht es um die eigene Zukunft und die eigenen Grenzen? Ist die Turnhalle ein Luxusresort, in dem das Lager, das Warten und Verhöre zur Feststellung der Identität als Übungen zelebriert werden? Geht es um Simulation oder Freizeitgestaltung?
Christoph Marthaler und Anna Viebrock werden für das Lager der Europäer und die neuen Klassenkämpfe Motive aus Maxim Gorkis »Sommergäste« verwenden. Es ist eine Gesellschaft im Stillstand und in beängstigender Hektik, gesteuert von untergründiger Angst vor dem Absturz und der Veränderung aller Verhältnisse. Die einen verteidigen einen Status quo, die anderen wollen ihn – allerdings nur fiktiv – auflösen. Viel Gerede und Überformung der Ängste verdrängt, was in Wirklichkeit stattfindet. Außerhalb finden Katastrophen statt, die von den Turnhallenbewohnern genauso wenig wahrgenommen werden, wie alles, was die Fiktion des guten Europas stört. Doch die Vertreter dieser Fiktion werden sich in der Zukunft für Verbrechen an den Grenzen, in den Lagern, für die unsinnige Verteidigung eines Wohlstands für Wenige, legitimieren müssen.
Autor
Christoph Marthaler wurde 1951 in Erlenbach bei Zürich geboren. Er absolvierte ein Musikstudium und eine Ausbildung zum Pantomimen in Zürich ...
Koautor
Nach ihrem Studium der Literaturwissenschaft, Neugriechischen Philologie und Theaterwissenschaft in Berlin promovierte Stefanie Carp und arbeitete anschließend als Dramaturgin am Düsseldorfer Schauspielhaus und am ...