Inhalt
Berlin, 1875: Botho, ein junger Adliger, liebt Lene, Näherin und Pflegetochter kleiner Leute. Aber er verläßt sie, um seine reiche Cousine Käthe zu heiraten und damit den Bankrott seiner Familie abzuwenden. "Damit endet es. Nichts von Radau, von Skandal, von Katastrophen," so kommentierte Fontane selbst einmal die Romanhandlung, "einfach Leben, wie es ist, nicht verschönt, nicht verhäßlicht. Der Inhalt drückt sich im Titel aus: ‚‘Irrungen, Wirrungen.‘" Was dem allzu nüchternen Blick wie ein schlichtes Melodram erscheint, ist in Wahrheit jedoch die bittersüße, bis ins kleinste genau gezeichnete Geschichte vom Scheitern der Liebe in einer Gesellschaft im Stillstand.
"Irrungen, Wirrungen" – nach Fontanes eigenem Bekenntnis eines seiner Lieblingswerke – erschien 1888, zu einer Zeit rasanter Entwicklung, gesellschaftlichen Umbruchs und politischer Restauration in Deutschland. Tonangebende Kritiker rühmten die Meisterschaft des Erzählers. Max von Waldberg etwa schrieb in der Deutschen Litteraturzeitung: "Der Dialog ist so lebendig, daß man sich wundern darf, Fontane noch nicht auf der Bühne begegnet zu sein."
Die Dramatisierung von Gerhard Seidel gibt der Sprache Fontanes mit einem Ineinander von Erzählung und dramatischer Handlung den nötigen Raum. Sie richtet den Fokus, jenseits des Topos der Standesschranken durchbrechenden Liebe, auf die Verläßlichkeit der Gefühle in einer unüberschaubaren Welt.