Inhalt

Die D- und Eilzüge rasen durch und drosseln nicht mal das Tempo. Kaum ein Bummelzug hält hier. Nur die um 6.37 und 22.41 in Richtung Osten und um 9.13 in Richtung Westen. Mehr nicht.
Viel zu gut gekleidet für diese gottverlassene Gegend steht Lewtschik mit der hochschwangeren Schura in der zerschundenen Wartehalle. Schura setzt sich und landet mit der Hand im Rachen eines Schlafenden. 'Ausverkauft' steht auf dem Schild am Fahrscheinschalter, womit jedoch nur der selbstgebrannte Wodka gemeint sein kann, der hier verschachert wird.
Nicht nur mit Alkohol wird Geld gemacht. Auch von Unwissenheit kann man profitieren. Der Spitzentoaster "Kansai", den Lewtschik an die Hinterwäldler "verschenkt", wird ihn in absehbarer Zeit zu einem wohlhabenden Mann machen. Eine Prozession von Männern und Frauen mit Toastern verbreitet die Kunde von der Ankunft der Fremden.
Das Unvorhergesehene kündigt sich in Form von Fruchtwasser an, das Schuras Beine hinabrinnt. Die Jungkapitalisten sind überfordert, doch die Frau an der Kasse - auch eine potentielle "Kansai"- Besitzerin - weiß zu helfen; Tante Pascha Lawrjonewa hat bereits fünf von den Dingern zur Welt gebracht.
Wenige Tage später steht man, nun zu dritt, an gleicher Stelle, um die überfällige Abreise zurück in die Zivilisation anzutreten. Der Zug naht, man hört ihn schon ganz deutlich, doch Schura weiß auf einmal nicht mehr so genau, wo sie hingehört …
Mit einer Geschichte aus der tiefsten Einöde des russischen Reiches gibt Wassilij Sigarew ein weiteres Mal den Blick frei auf die durcheinandergeratenen Werte und Emotionen seiner Landsleute. Wieder sind es Bilder von erstaunlicher Symbolkraft, die Sigarew findet, um mit den Augen der jungen Generation tief in die klaffenden Wunden seines Landes zu blicken. Nichts scheint es zu geben, was einen halten könnte - und doch hat Schura es nicht eilig, die Gleise zu erreichen. Malte Sigarew in PLASTILIN ein durchweg düsteres Abbild der russischen Gegenwart, so scheinen seine Figuren in SCHWARZE MILCH unter den Schichten von Dreck, Gier, Hass und Neid auch einen Funken der Hoffnung entdecken zu können.

"Eine kleine, raffiniert gefüllte Flaschenpost aus dem heutigen Russland, die zugleich lachen wie fürchten macht." (NDR)

"Eine bizarre Komödie." (Theater Heute)

"Der überzeugenste 'Russe' seit langem." (Theater der Zeit)

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Autor

Wassilij Sigarew

1977 in Werchnjaja Salda am Ostrand des Ural geboren, studierte erst Sozialpädagogik und dann Dramaturgie. 2002 wurde ihm durch sein Stück „Plastilin“ internationale Aufmerksamkeit zuteil. Der Spielfilm ...