Inhalt
Ein junger Mann geht zum Anwalt, weil er seinen Vater dafür anklagen möchte, dass dieser ihn gezeugt hat, ohne ihn zuvor um Erlaubnis gefragt zu haben. Doch der Anwalt ist selbst der Vater; der junge Mann hingegen ein brotloser Dichter, der gänzlich abhängig vom Vater ist. Doch auch der Vater ist von seinem Sohn abhängig, leidet er doch an Alzheimer. Schon in dieser kafkaesk-absurden Anfangsszene ist die Keimzelle des Stückes enthalten, das ein fortlaufendes Streit- und Zwiegespräch zwischen Vater und Sohn vorstellt. Dabei besteht Bousselmis Kunst vor allem darin, den ewigen Vater-Sohn-Konflikt auf eine aktuelle sozio-politische Ebene zu bringen. Denn der Vater repräsentiert auch das alte Tunesien: die Korruption, die Vorteilsnahme und die Ignoranz, welche die alte Machtelite auszeichneten. Und so wird der Kampf zwischen Vater und Sohn, in dem es vor allem um die Interpretationshoheit bezüglich der gemeinsamen (und dennoch so unterschiedlich erlebten) Erinnerung geht, zu einem Kampf zwischen den prä- und postrevolutionären Kräften Tunesiens.
MÉMOIRE EN RETRAITE wurde beim 4. Arabischen Theater Festival mit dem "Sheikh Sultan Bin Mohammed Al Qasimi Award" für die "Beste Arabische Theaterperformance 2011" ausgezeichnet.
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Autor
Meriam Bousselmi wurde 1983 in Tunis geboren und lebt dort. Sie ist Autorin, Dramaturgin und Regisseurin und absolvierte darüber hinaus ein Studium der Rechtswissenschaft. Als Dramaturgin und Regisseurin war sie von ...