Inhalt
Über seine Schallspielstudie "Alea", der das visuelle Gedicht Stephane Mallarmés "Un coup de dés nabolira jamais le hasard" (1896) zugrunde liegt, bemerkt Paul Pörtner: "Ich bin zuerst dem französischen Text gefolgt, habe eine Übertragung vom Französischen ins Deutsche versucht, den Übersetzungsvorgang selbst als Prozeß aufgenommen. Die Auslese des Autors (Übersetzers) sollte in ein kontrollierbares Verhältnis zum Originaltext gesetzt werden. Die erste Variation folgt dem französischen Originaltext streckenweise wörtlich, könnte also als Versuch einer Nachdichtung verstanden werden. Sie bewegt sich im engeren Bereich der Konzeption, die von Mallarmé vorgegeben wurde, benutzt epische und dramatische Mittel, um den elementaren Vorgang des Scheiterns der menschlichen Vernunft, die des Zufalls nicht Herr wird, darzustellen. Die zweite Variation löst sich von den dramatischen Sujets Mallarmés (Schiffbruch, Rettung, Versinken im Meer, Sternenhimmel usw.) und zielt auf eine rein wörtliche Umsetzung. Die Bewegungen des Entwerfens und Verwerfens, des Umkreisens und des spiralischen zentrifugalen Kreiselns werden lautlich-räumlich ausgespielt, das Oszillieren der Wort-Laut-Spannungen führt zu einem Aufladen der sprachlichen Auseinandersetzung, zu einer Auflösung der punktuellen Fixierungen, zu einer Sprengung der Zusammenhänge, zu Wortexplosionen, lautlichen und lautlosen Katastrophen. Der Zufall siegt über das Denken, zerstört den Absolutismus der metaphysischen und poetischen Fiktion. Die Destruktion eines Axioms, das wie ein Felsen die Fluktuaton und Punktualisierung überragt, findet in der dritten Variation statt. Die Ausdehnung der Kennworte füllt den ganzen akustischen Bereich: das Spiel findet nun innerhalb der Worte statt zwischen Buchstaben, Silben, Lauten. Durch elektronische Verfahren werden die aus dem bisher reflektierten Sprachmaterial gewonnenen Werte verschallt: bis zum äußersten verdichtet und dynamisiert, andererseits auch analysiert und entspannt. Durch Schreirhythmen (The Roy Hart Speakers) wird das bisher verwendete Material der menschlichen Stimme in den Bereich des Geräusches überführt." Der elektronische Teil dieses Schallspiels wurde im Instituut voor Sonologie van de Rijksuniversiteit te Utrecht, Studio voor Elektronische Muziek, von Günter M. König hergestellt.
Autor
Aufgewachsen in Elberfeld. In den letzten beiden Kriegsjahren noch an die Front eingezogen, wurde er schwer verwundet und verbrachte lange in verschiedenen Krankenhäusern. Als Regieassistent in ...