Inhalt

Benvolio: Wer ist Frau Mab?

Mercutio: Sie ist die Hebamme der Phantasie
So groß wie‘n Edelstein im Fingerring
Des Bürgermeisters. Jede Nacht fährt sie
Von ihrem Sonnenstäubchenteam gezogen
Des Schläfers Nasenrücken auf und ab.
Die Schale einer Haselnuss dient ihr
Als Kutsche, fabriziert von Tischler Eichhorn
Und Drechsler Larve, die von Alters her
Der Feen Wagenbauer sind. Die Speichen
Der Räder sind aus Spinnenbein gemacht,
Und aus Grashüpferflügeln das Verdeck,
Die Trense ist ein feines Spinnennetz,
Die Zügel Mondscheinstrahlen, und als Peitsche
Dient ihr ein Grillenbein mit Raupenschnur.
Der Kutscher ein Moskito, grau gekleidet,
Nicht halb so groß wie‘n Engerling, den Kinder
Vor Langeweile aus der Erde graben.
Genau so galoppiert sie Nacht für Nacht,
Durchs Hirn Verliebter, dass sie Liebe träumen,
Dem Höfling übers Knie, der knickst im Traum,
In Anwalts Hand, dass er von Reichtum träumt
Auf Mädchenlippen, deren Traum vom Kuss
Von Mab verdorben wird durch Herpes, weil
Ihr Atem stinkt von zu viel Schokolade.
Dem Intriganten fährt sie durch die Nase,
Dass er nur träumt von der Beförderung.
Und manchmal streicht sie mit nem Schweineschwanz
Des Pfarrers Nase, der im Schlaf sogleich
Von einer völlig andren Wohltat träumt.
Auch fährt sie dem Soldaten übern Hals,
Dass er im Schlaf nur Feindesgurgeln schlitzt
Und träumt von Hinterhalt, Verrat und Tod
Und Syphilis. Da schlägt sie ihm aufs Ohr,
Dass er erschrocken auffährt und zum Himmel
Gebete schickt bevor er wieder einschläft.
Die Mab, die Nachts das Pferdehaar verfilzt
Und Kletten in der Pferde Mähnen drückt,
Die dann, wenn man‘s entwirrt vor Schmerzen scheun.
Wenn Mädchen auf dem Rücken liegend schlafen,
Setzt sie als Alp sich ihnen auf die Brust,
Damit sie unten liegen und zu tragen lernen.

Autor