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Emilia hat geerbt. Und nun sitzt sie da, sechzehn Jahre alt, im Plunder ihrer toten Tante Ada in Berlin, während zu Hause in Hildesheim die ersten Prüfungen Richtung Abi auf sie warten. Dabei hat sie ihre Tante nicht einmal richtig gekannt. Eine Aussteigerin soll sie gewesen sein, ein Hippie, ein Blumenmädchen, oder wie auch immer man das damals genannt hat – egal, nicht Emilias Problem! Eine Nacht in dieser runtergerockten Wohnung, morgen den Trödler anrufen und dann zurück nach Hause, Lebensplanung machen. Schließlich ist mit sechzehn die Zukunft kompliziert genug und man selbst außerdem zu jung für den Tod. Richtig, findet Ada, sie hat sich schließlich auch nicht freiwillig mit dem Auto um einen Baum gewickelt. Aber sonst: alles falsch. Also erscheint sie noch einmal – mehr lebendig als tot – in ihrer alten Wohnung und im Traum ihrer dort schlafenden Nichte. Mit ihr erscheinen Emilia Traum-Gestalten aus Vergangenheit und Gegenwart, die ungebeten die »Showbühne« ihres Lebens betreten – und für sie singen: Freund Michi, der doch nur ein Wochenendmädchen sucht, ihre hysterische Mutter Rike, verständnislose Lehrer und lemurenhafte Prüfungskommissionen. Die nächtliche Glamrock-Geistershow mutiert zur Jury, die über Emilias Leistungen Gericht hält, und zur Chirugenversammlung, die dem unscheinbaren Mädchen ihr gemorphtes Schönheitsideal gegenüberstellt und zum Skalpell greift. Emilias Alptraum, so sein zu müssen, wie alle es von ihr erwarten, zwingt sie schließlich, sich ihren Ängsten und Zukunftshypotheken zu stellen und sich auf den Weg zu ihrer wirklichen Identität zu machen. Sowohl aus der Perspektive der 16-jährigen Emilia als auch aus der ihrer Tante Ada stellt Lutz Hübner in DIE LETZTE SHOW die Frage nach dem richtigen Lebensentwurf. Während das junge Mädchen orientierungslos zwischen den vermeintlichen Ansprüchen einer Leistungs- und Schönheitsgesellschaft umherirrt und vor lauter Lebensplanung das eigentliche Leben zu verpassen droht, scheint die verstorbene Tante für ihr zu kurzes Leben das richtige Timing gefunden zu haben: »Zu jung zum Abhauen, zu spät, um anzukommen, zu früh gefeuert und zu spät gegangen. Aber es war immer der richtige Zeitpunkt.« Adas kurze Rückkehr aus dem Totenreich gleicht auch einer Wiederauferstehung des Glam-Rocks, der vergänglichen Musik ihrer Jugend. Die Songs bebildern synergetisch Emilias Träume, die zugleich Stationen ihres Erwachens sind.

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Autor

Lutz Hübner

Lutz Hübner wurde 1964 in Heilbronn geboren. Nach einem Studium der Germanistik, Philosophie und Soziologie in Münster begann er 1986 seine Ausbildung zum Schauspieler an der Hochschule des Saarlandes ...

Autor

Sarah Nemitz

Sarah Nemitz lebt und schreibt in Berlin.

Sie wurde in Düsseldorf geboren und wuchs in Köln auf. Dort studierte sie Tanz am Institut für Bühnentanz, anschließend Germanistik, ...