Inhalt
Lutz Hübners GEISTERFAHRER erzählt von Paaren um die 40. Drei davon treten auf – das vierte wirft einen langen Schatten. Ort der Handlung ist ein Wohnhaus für drei Parteien. Eine der Wohnungen ist frei geworden und frisch verkauft an Miriam und Johannes, die nach gut 20 Jahren aus Brasilien nach Deutschland zurückkehren. Sie treffen auf Harald und Silke sowie Gaby und Pitt – ihre neuen Mitbewohner. Und das Wort Mitbewohner trifft es gut, denn, so die Begrüßung Haralds: „Das ist nicht irgendein Haus mit drei Parteien, das ist ein Lebensentwurf. Es wäre schade, hier mit Leuten zu leben, die man nur trifft, wenn Sie sich ein Ei ausleihen wollen. Es ist aber auch kein Problem, wenn Du Deine Ruhe haben willst.“ Doch genau das ist das Problem. Was zunächst so harmonisch beginnt – gemeinsame Abendessen und feucht-fröhliche Männerabende werden organisiert, zarte Freundschaften geschlossen – wächst sich schon bald zur kaum erträglichen Vereinnahmung aus. Die Neuen werden schnell zur Projektionsfläche, zu Kompensatoren verdrängter Wünsche, Sehnsüchte und Frustrationen der Alteingesessenen, doch es zeigt sich schnell, dass Anspruch und Wirklichkeit nicht miteinander vereinbar sind. Als Miriam auch noch von mysteriösen Anrufen verfolgt wird, bei denen eine Frau hemmungslos schluchzt, ist für sie das Maß voll: Sie möchte die Wohnung wieder verkaufen. Johannes ist fassungslos: Nur Miriam zuliebe hat er Brasilien verlassen, und das, obwohl er dort einen guten Job hatte, während ihm in Deutschland die Arbeitslosigkeit droht. Aber auch Johannes hatte verstörende Erlebnisse mit der Hausgemeinschaft, er will Miriam nicht verlieren und so stimmt er ihrem Vorschlag zunächst zu. Als die beiden beim nächsten gemeinsamen Abendessen die Hausgemeinschaft mit ihrem Entschluss konfrontieren, beginnt ein Kampf um das Paar mit allen Mitteln, auch dem der schonungslosen Ehrlichkeit.
GEISTERFAHRER erzählt von der Lebensmittekrise, die diejenigen befällt, die dazu gezwungen werden, den eigenen Lebensentwurf mit der Realität abzugleichen – den Kompromissen, die man für andere eingeht, und wie es ist, wenn einem diese Kompromisse schmerzlich um die Ohren fliegen, weil man erkennt, dass sie nicht zwangsläufig belohnt werden. Es erzählt von der Schuld, die man anhäuft und von den Ideen, den Menschen und den Träumen, die man zurücklässt, um weitermachen zu können.
Die UA-Inszenierung dieses Stückes durch das Staatstheater Hannover ist zu den Mülheimer Theatertagen 2009 eingeladen worden.
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Autor
Lutz Hübner wurde 1964 in Heilbronn geboren. Nach einem Studium der Germanistik, Philosophie und Soziologie in Münster begann er 1986 seine Ausbildung zum Schauspieler an der Hochschule des Saarlandes ...
Autor
Sarah Nemitz lebt und schreibt in Berlin.
Sie wurde in Düsseldorf geboren und wuchs in Köln auf. Dort studierte sie Tanz am Institut für Bühnentanz, anschließend Germanistik, ...