Inhalt
Auf einmal ist sie da und spricht seltene Sätze. Fällt für die Stunden zwischen Dämmerung und Morgengrauen in das Leben des verknöcherten Regisseurs Oskar Seidenberg. So hilflos scheint sie ihm, daß er sich gezwungen fühlt, sich ihrer anzunehmen. Nicht der einzige Trug, dem er aufsitzt.
Nanon – ein Mädchen, eine junge Frau, ein Engel? – verführt Seidenberg zur Verletzlichkeit. Weil ihre Ohren gespannt nach innen lauschen, entspinnt sich ein Gespräch. Über den Zweifel, der nicht Feind ist, sondern Freund. Über ein Warten, das die Chance birgt, sich einmal selbst zu erwarten. Über ein Schweigen, das tönt und Hören macht. Indes kratzen die Worte unaufhörlich an Seidenbergs persönlicher Lebensgeschichte. Bis die Wunde zu bluten beginnt. Mit Nanon hoch oben über den Dächern der Stadt, gerät sein festgefahrenes Lebensgerüst gefährlich ins Wanken. So weit wagt sich Seidenberg vor, daß beide zu fallen drohen.
"Von oben ist die Welt so klein" ist ein poetisches Stück. Ein Anachronismus aus Worten, Tönen und Stimmungen. Ein Verrücken von Sinn und Unsinn. Ein Durcheinanderwirbeln von Gefühl und Einsicht. Es stiftet an. Zur Phantasie, zum Denken. Eine unbequeme Verzauberung.