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"Schon mein Grossvater hatte Angst vor Ärzten. Nie besuchte er einen Arzt, ein Krankenhaus, nicht einmal Freunde im Krankenhaus. Alles Ärztliche wies er von sich mit den Worten: Er lasse sich doch nicht zu Tode therapieren."

Gedanken aus dem Angstmonolog eines Krankenhausgängers, der kurz vor einem harmlosen Eingriff steht. Eine Bagatelleoperation, wie ihm die Ärzte versichern, nicht der Rede wert. Man überlässt ihm sogar die Wahl der Narkose: entweder Vollnarkose oder Regionalanästhesie. In grosser Ernsthaftigkeit durchdenkt er die Implikationen dieser Wahl, besorgt sich medizinische Fachliteratur und arbeitet sich immer weiter hinein in die möglichen Risiken und Komplikationen: Atemstillstand, Querschnittslähmung oder Erwachen in lebenslänglichem Schwachsinn.

Er durchläuft die Schreckensszenarien im Geiste und leibhaftig auf den Korridoren der Klinik, auf denen er mit schlimmen Vorahnungen wandelt - ein in vorauseilendem Gehorsam wandelnder Krankenhausgänger, der Patienten befragt oder sich als Klinikseelsorger ausgibt, um seinen Hunger nach Wissen zu stillen. In überbordenden Angstbildern sieht er jeden denk- und undenkbaren Operationsverlauf vor Augen. Er ist ein Angsttraumtänzer in der literarischen Tradition von Hypochondern wie Molieres eingebildetem Kranken.

Mit meisterhaftem Gespür dringt Joachim Zelter in die Geweide seiner Titelfigur ein. Hier spulen sich Überlegungen ab, die einem Duett gleichen oder einem Karneval der Übertreibungen. Was wir sehen, ist ein Kabinett lustvoller Spiele: Rollenspiele, Doktorspiele und andere Spiele, fröhliche und zugleich tragikomische Spiele, Spiele mit der menschlichsten aller menschlichen Schwächen: der Angst. Für alle Hypochonder ein Muss.

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