Inhalt
"Sie kommen, mich abzuholen." Mit diesem Ausruf beginnt und endet das Stück um den merkwürdigen Helden, der seit dem Erscheinen des ersten "Elling"-Romans die Herzen seiner Leser und Zuschauer erobert hat. In der Bearbeitung von Christine Bopp, Stephanie Kunz und Helmut Zhuber kehrt Elling nun dorthin zurück, wo er 1995 im Roman "Ausblick auf das Paradies" seinen Weg antrat - in eine kleine Wohnung, die er nach dem Tod der Mutter allein bewohnt, ausgestattet mit einem Teleskop und viel Neugier.
In solcher Intimität mag sich dem Zuschauer eine Welt offenbaren, die ihm bislang verschlossen bleiben musste. Zwischen sensiblen und frivolen Stimmungen schwankt dieser Elling und fabuliert über seine Mitmenschen, die er gleichwohl nur dank seines Teleskops kennt. Dieses Instrument aber erlaubt ihm einen Blick hinter die Fassaden. Und dies macht ihn so besonders. Ellings Interesse gilt dem privatesten Umfeld seiner Mitbürger. Wo er sich ihnen an die Fersen heftet, wird sein detektivischer Instinkt geweckt, der beispielsweise die geliebte Nachbarin als Diebin entlarvt. Die durch die Fenster zu erspähenden Geheimnisse lotet Elling unter Behelf seiner Phantasien aus, die nicht selten obszöner Natur sind.
Die phantastische Vitalität dieses Ellings macht den Zauber des Monologs aus. Angefacht durch dessen Vorstellungskraft, inszeniert der Text das Panorama einer verschrobenen Moralität und eigensinnigen Gerechtigkeit. Im Zwischenraum von übertriebener Zuwendung und gleichzeitiger Furcht vor den Mitmenschen entsteht dem plaudernden Elling der ihm notwendige Lebensraum. Die Frage nach einer sozialen Vereinbarkeit stellt sich hier nur indirekt, Elling kann dafür nicht belangt werden. Geradezu unumgänglich gelingt ihm wie auch dem Zuschauer der "Ausblick auf das Paradies".