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Der Gehirnforscher Alois Alzheimer hat bei der Autopsie einer Patientin ein "versteinertes" Gehirn entdeckt und eine Studie "Über die eigenartige Erkrankung der Hirnrinde" verfaßt. Obwohl die Resonanz auf seine Arbeit bisher gering gewesen ist, kann er nicht glauben, daß die von ihm entdeckte "Vergessenskrankheit" schon zu seinen Lebzeiten vergessen sein soll.
Er sitzt zur "Feier" der Studie allein bei einem Wiener Menü, das seine Haushälterin Rosi auftischt. Plötzlich hat er eine Halluzination: Sein ehemaliger Lehrer Emil Kräpelin ist zu Besuch.
Der Mächtige und der Ohnmächtige tauschen ihre Ansichten vom Gehirn und vom Leben in der Welt aus: Alzheimer hat Angst vor den Schlußfolgerungen seiner Erkenntnisse, die Kräpelin als Empiriker und Star der Medizin für ein Randphänomen aus der Provinz hält. Doch bald nimmt der verdeckte Kampf zwischen den beiden Männern eine überraschende Wende, als nämlich der scheinbare Verlierer den Wunsch, Kräpelins Hirn zu sezieren, in die Tat umsetzt. In einer kuriosen Zwangshandlung tötet Alzheimer auch Kräpelins veraltete Theorie, denn er möchte nicht seine eigenen Erkenntnisse revidieren.
Aber die beiden sind nicht allein. Alzheimers "Fall" ist ebenfalls da: Seine längst vermoderte Patientin wird wieder lebendig, indem sie wie im Zeitraffer die Stadien der Alzheimerschen Krankheit von ihrem Ende bis zu ihrem Anfang durchläuft: Die Endphase als Autopsiefall bis zur Anfangsphase ihrer Vergesslichkeit. Die Patientin wird schließlich zu einer fast gesunden Frau mit gelegentlichen Gedächtnisstörungen und es entsteht der Eindruck, Alzheimer könne, nachdem er aus einem monströsen Albtraum erwacht ist, seine Arbeit fortsetzen.
ANMERKUNGEN:
Der Gehirnforscher ALOIS ALZHEIMER war Schüler des weltberühmten Psychiaters Emil Kräpelin. 1906 erschien seine Studie "Über die eigenartige Erkrankung der Hirnrinde." Diese Studie beschreibt eine Krankheit, die Kräpelin "Morbus Alzheimer" genannt hat und sie blieb bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts unbeachtet. Es handelt sich um eine Krankheit, bei der das Gehirn der Patienten schrumpft und "versteinert", wie Alzheimer den "Gedächtnisschwund" erklärte. Die kleine Studie mit ihrem "Fall" hat nach über hundert Jahren nicht ihre Brisanz verloren; "Morbus Alzheimer" ist bis heute unheilbar und der Name Alzheimer wird immer populärer, wenn es um die Benennung einer noch nicht entschlüsselten Gehirnkrankheit geht.
Alois Alzheimer ist 1915 gestorben. 2015 jährt sich sein Todestag somit zum 100sten Male.
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Autor
- Geboren 1946 in Buchloe
- Studium Generale in Würzburg
- Leiterin der Studiobühne an der Universität und Regiearbeit
- 1969 bis 1972 Studium der Kritischen Theorie an der ...