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Michael Frayn ist einer der berühmtesten englischen Dramatiker der Gegenwart und vielleicht der im Weltmaßstab erfolgreichste. […] Es ist selten, ja, es kommt einer Sensation gleich, dass ein Autor von solchem Ruf sich mit der Innenpolitik der Bundesrepublik befasst. Eben das hat Michael Frayn mit seinem neuesten Stück Democracy (Demokratie) getan. Es handelt von der Kanzlerschaft Willy Brandts, von dem Kampf um die Ostpolitik während des Kalten Krieges und von der Geheimdienstaffäre, die zum Rücktritt des Kanzlers führte. Die Hauptpersonen des Stückes sind Brandt selbst und sein heimlicher Gegenspieler Günter Guillaume. Aber darüber hinaus geht es, wie der englische Titel des Dramas verspricht, um die Grundprobleme der Demokratie, die Machtspiele, Widersprüche und Intrigen im inneren Kreis der regierenden Parteien. […]

Auf diese Weise entsteht ein äußerst spannendes Bild von den politischen Auseinandersetzungen in der Zeit zwischen 1969 und 1974. […] Frayn entwirft eine Art Choreographie des politischen Handelns, nicht mit den Mitteln des Guckkastentheaters, sondern mit Hilfe einer rapiden Abfolge von wechselnden Konstellationen. Man könnte dabei auch an die Schnitttechnik des Films denken; aber Frayn treibt keinen Hollywood-Aufwand, sondern kommt mit einer Ökonomie aus, die der Kunst der Schauspieler und der Regie vertraut. Ein großer Stoff, vergleichbar mit dem eines Shakespeareschen Königsdramas, wird so auf den Stand des zeitgenössischen Theaters gebracht.

(Hans Magnus Enzensberger)

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Autor

Michael Frayn

Geboren 1933 in London arbeitete Michael Frayn zunächst als Reporter, Übersetzer und Kolumnist, bevor er sich dem literarischen Schreiben zuwandte. Sein immenses Werk umfasst weit über dreißig Theaterstücke und ...