Inhalt

Johann Peter Eckermann sitzt vor einem verschlossenen Kasten, der unveröffentlichte Notizen aus seiner Zeit an Goethes Seite enthält. Jetzt, nach Goethes Tod, erzählt er die Wahrheit über "Eckermanns Gespräche mit Goethe": Diese haben so nie stattgefunden, vielmehr sind sie das Werk eines begnadeten Theaterdichters, Eckermanns Meisterstück ("Nur bemerkte dies nie ein Rezensent! Wie fabelhaft verstand ich es, die Protagonisten der Komödie in ein lebendiges Gespräch zu verwickeln. Ich inszenierte, doch der Applaus gehörte ihm …"). Mit der Öffnung des Kastens will Eckermann Goethe noch einmal ins Leben zurückrufen, "seinen womöglich noch lebendigen Geist wieder, und diesmal getreulich, aus den vorliegenden, schon vergilbten Blättern, Billets, Notizen herbeizitieren" und zur Klarheit über den großen Coup gelangen.
Februar 1825. Goethe ist am Abend seines Lebens angelangt. Viele seiner Tage verbringt er im Gespräch mit seinem Sekretär Eckermann. Dieser, entzückt, so eng an Goethes Seite arbeiten zu dürfen, vernachlässigt dafür seine eigene Karriere als Schreiber sowie seine Beziehung zu seiner weit von Weimar entfernt lebenden Verlobten Hannchen. Gemeinsam beschäftigen sich Goethe und Eckermann mit Studien, Philosophie, Zeitgeschehen, Faust und Schiller, Goethe als Motor der Gedanken und ewig mit dem letzten Wort, Eckermann als gelehriger Schüler und Ja-Sager, dessen narrative Gedanken jenseits der Konversation erst seine wahre Meinung, seinen wahren Gefühlszustand vermitteln.
Goethe beauftragt Eckermann mit der Recherche nach dem zentralen Satz in seinem Werk, nach dem letzten, allem sinngebenden Fazit, das Goethe im Moment des Todes auszusprechen gedenkt. Code für die Recherchen nach dem finalen Satz: Der große Coup. Gerührt von der ihm zuteil gewordenen Ehre und dem Vertrauen Goethes macht sich Eckermann enthusiastisch an die Arbeit.
Die Jahre ziehen vorbei und mit dem Alter des Dichterfürsten erhöht sich der Druck auf Eckermann, der die Recherche nach dem großen Coup zunehmend zum Mittelpunkt seines Lebens macht. Die mahnenden Briefe seiner Verlobten, an sie und an seine eigene Karriere zu denken, ignoriert er vorerst.
Eckermann droht zu scheitern, die ehrenhafte Herausforderung wird zu einem persönlichen Alptraum und einem Wettlauf mit der Zeit. Hannchens Warnungen immer ernster nehmend, sieht er sich dennoch außerstande, Goethe zu verlassen. Besessen arbeitet er weiter, während die Weimarer Gesellschaft ihn als Schoßhündchen Goethes verspottet. Gefühle der Undankbarkeit drängen sich auf, Träume von Goethes letzter Stunde, in der er nicht anwesend sein darf.
Goethe indes hat eine eigene Idee für sein letztes Wort: "Mehr nicht …". Während er mit diesen Worten auf den Lippen alleine stirbt, sitzt Eckermann noch immer über den Recherchen zum großen Coup.

Autor

Jens Sparschuh

  • Geboren 1955 in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz)
  • Seit 1960 in Berlin
  • 1973-78 Studium der Philosophie und Logik in Leningrad
  • Danach Assistent an der Humboldt ...