Inhalt
Ein Einsamer in Lissabon, Buchhalter in der Straße der Vergolder, spricht Monologe vor sich hin: in seinem Büro, auf den Straßen der Stadt, im Restaurant, in seiner Wohnung. Die Sätze, in den schwarzen Raum der Melancholie gerichtet, rufen andere Stimmen auf. In seinem Kopf erdachte Figuren. Seefahrer, Dichter, Träumer, Abenteurer. Sie überkreuzen einander mit ihren imaginären Wünschen, Sehnsüchten, Witzen, Verzweiflungen, Vergeblichkeiten. Und abends, nach den Tagesreisen auf der Route der Traurigkeit, singt den Verlorenen eine Frau in den Schlaf - mit Opernarien und den Botschaften einer Liebe, die niemals stattgefunden hat.
Pessoas "Buch der Unruhe" ist posthum im Jahre 1982 in Lissabon veröffentlicht worden, 47 Jahre nach dem Tod des Dichters. Pessoa hat an diesem Buch über zwanzig Jahre lang gearbeitet. Der Hilfsbuchhalter Bernardo Soares arbeitet - wie Pessoa - in einem Lissaboner Handelshaus. "Wir alle, die wir träumen und denken, sind Buchhalter und Hilfsbuchhalter in einem Stoffgeschäft oder in einem Geschäft mit einem anderen Stoff in irgendeiner anderen Altstadt. Wir führen Buch und erleiden Verluste; wir summieren und gehen dahin; wir schließen die Bilanz und der unsichtbare Saldo spricht immer gegen uns."
Autor
1941 in Illertissen bei Ulm geboren, studierte Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie in München und promovierte über Heinrich Mann. Nach einigen Jahren als Verlagslektor arbeitete Schoeller als ...