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Die Sieben ist eine magische Zahl, bestimmt sie doch Michaels Alltag, der nur dann isst, wenn diese als Ziffer in der Minutenanzeige seiner Armbanduhr erscheint. In 89 Tagen wird er achtzehn - passt ganz gut, denn acht weniger eins macht ja wieder sieben.
Außerdem, und das kommt Michael besonders entgegen, ist er dann ein Erwachsener. Das ist er jetzt noch nicht. Mit Sicherheit nicht, denn es ist nun mal nicht besonders erwachsen zu schweigen. Das tut er schon eine ganze Weile, seitdem er Daddy und Irene beim Küssen erwischt hat.
"Jesus mate, you pluck things out of nowhere", sagt Jill und Recht hat sie. Michaels Fragen scheinen ihm direkt aus dem Nichts in den Sinn zu kommen. Nicht so aber die Frage nach ihrem Bauch, der immer dicker wird. Wird sie, wenn das Wesen, das mit den Monaten in ihr wächst, ihre ganze Aufmerksamkeit fordert, noch immer für ihn da sein? So wie Nirvana? Wie Daddy? Wie Curt Cobain? Und … Grandma?
Klein ist sie, die Welt des geistig zurückgebliebenen Michael. So klein, dass nur die gleichaltrige Jill, Grandma, Daddy, die Paten Irene und Jack und die Musik der Band Nirvana hineinpassen. So klein, dass es nur wenig bedarf, sie aus den Fugen geraten zu lassen. Dieses "wenige" sorgt kurz vor Michaels achtzehntem Geburtstag dafür, dass sich seine Welt proportional zu den Ausmaßen von Jills Bauch zu verändern beginnt.
Aus dem Zentrum dieses Mikrokosmos' heraus beschreibt Autor Matthew Dunster diese Welt und zeichnet sensibel, aufmerksam und durch die Schilderung der vermeintlichen Kleinigkeiten des Alltags wahrhaftig und konkret den Prozess des Erwachsenwerdens aus der Sicht eines geistig Behinderten. Sein nüchterner, fast dokumentarischer Erzählstil mischt sich mit einer unauffälligen, subtil wirkenden Poesie, die viel Platz für Einblicke in Welten schafft, die die meisten nur von außen betrachten; die es, ohne dass man es zu bemerken scheint, vermag, ohne eine Spur von Betroffenheit ganz tief in Michaels Leben einzudringen, und uns damit die Möglichkeit gibt, sie mit seinen Augen zu betrachten und zu verstehen. Und dann, am Ende, scheint man zu bemerken, dass auch hier der Prozess des Erwachsenwerdens, der Abnabelung und des Umgangs mit Verlusten so unterschiedlich nicht ist.
Autor
Matthew Dunster ist ein englischer Theaterregisseur, Autor und Schauspieler. Er wird immer wieder für wichtige Preise nominiert, so zum Beispiel für seine Inszenierung von Martin McDonaghs HANGMEN im Jahre 2016.